Lange Zeit in der kunstgeschichtlichen Rezeption vernachlässigt, lebten Künstlerinnen im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Ihre Arbeit wurde belächelt oder nicht ernst genommen. Eine Karriere als Künstlerin war gesellschaftlich lange Zeit weder vorgesehen noch erwünscht.
Die Rolle der Künstlerin ist dabei vergleichbar mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft allgemein.
Mit dem vordefinierten Bild zu brechen, gelang nur mit Unterstützung von Mäzenen, Lehrern oder Familienmitgliedern, die in der gleichen Zunft ihr Brot verdienten und ein aussergewöhnliches Talent erkannten und förderten.
Männer geben ungern erobertes Terrain ab und auch die Kunstgeschichte ist aus männlicher Sicht geprägt. Als zu emotional, zu blumig wurden die Arbeiten von Künstlerinnen bewertet und mehr dem Kunsthandwerk zugeordnet.
Bekannte Ausnahmen waren im 18. Jahrhundert Artemisia Gentileschi neben deren Qualität ihrer Arbeit weder ihr Vater Orazio noch ihr Bruder Francesco bestehen konnten und im 19. Jahrhundert Angelika Kaufmann, die ebenso aufgrund ihres Könnens über die Grenzen ihres Heimatlandes Schweiz, hinaus gefragt war.
Diesen Grund nehmen wir zum Anlass, Arbeiten verschiedener zeitgenössischer Künstlerinnen vorzustellen. Eine Neubewertung von Arbeiten unter erweiterten Gesichtspunkten wäre sinnvoll, da bisher nur ein Teil der geschaffenen Kunst, nämlich der von männlichen Künstlern, ausreichend Beachtung gefunden hat.
Arbeiten bekannter Künstlerinnen wie Rebecca Horn, Katharina Sieverding, Lore Bert und Barbara Heinisch sind vom Intellekt geprägt und auf dieser Ebene ihren männlichen Zeitgenossen daher ebenbürtig und werden auch so wahrgenommen.
Die bildhauerischen Arbeiten von Monika Hamann und Carola Wedell strotzen vor Kraft und Gestaltungswillen und lassen sich primär weder einem männlichen noch einem weiblichen Künstler zuordnen.
„Typisch weiblich“ in ihrer schönsten Form sind die Collagen und Gemälde der französischen Künstlerin Osanne, die ihrer Fantasie, formgestaltend auch im Titel und der dazugehörigen Geschichte, freien Lauf lässt.
Elvira Bach setzt sich in ihrem Werk mit dem weiblichen Menschenbild auseinander und zeigt uns, mit Bezug auf die Bibel, eine kraftvolle, selbstbewusste „Eva“ in vielen Situationen.
Zur “leichten Muse“ der Malerei zählen Anna Flores, Leslie Xuereb, Mascha de Haas, Héléne Leneveu und Francoise Lucq. Ihre Arbeiten haben eigenen Stil und Wiedererkennungswert. Sie sind dekorativ und eigentlich genau das, was man von einer Künstlerin erwartet.
Die französische Malerin Elisabeth Bessnier beschäftigt sich in ihrer Malerei mit der Darstellung von Gefühlen durch die Wiedergabe von Gesichtern, die verschiedene Gemütszustände spiegeln.
Niki de Saint Phalle ist als feministische Künstlerin bekannt geworden. Im Zentrum ihres Schaffens steht die „Nana“ (d.h. wörtlich: freches Mädchen). Eine betont weiblich gestaltete Figur mit ausladenden Formen in kräftigen, lebensbejahenden bunten Farben und Mustern. Sie symbolisiert weibliche Stärke, steht für ein von männlicher Herrschaft befreites, selbstbestimmtes Leben in Freiheit.
Isabell Schulte bezieht sich in ihren Zeichnungen auf musikalische Begriffe wie Rhythmus, Elemente, Raum und zeitliche Abläufe. Ihre grossformatigen Zeichnungen wirken wie Kartografien der Seele. Sie haben einen sehr engen Bezug zu ihrer eigenen Person, sind sehr persönliche Wiedergabe von Eindrücken, Emotionen und Denkmustern.
Die Arbeiten von Claudia Vogt haben eher haptischen Charakter. Für die in Spanien lebende Deutsche ergab sich die Thematik von Klimaeinflüssen auf das Leben. Wasser-Leben-Fruchtbarkeit ist eines der grossen Themen der Künstlerin. Vogt arbeitet mit Materialien wie Sand und Erden für die Gestaltung ihrer Bilder und schafft einen direkten Bezug zu den Elementen.